cancer infirimum – Eine tödliche Stille
Ein Ausstellungsskonzept von Melanie Jussel
Seit Beginn meiner Studienzeit war es mir ein persönliches Anliegen, die Erkrankung Krebs künstlerisch zu thematisieren und besagter Thematik Raum für einen wichtigen und notwenigen Diskurs zu bieten. Im Rahmen der Lehrveranstaltung Labor: Blickpunkt Sammlung war es mir nun möglich, dieses Vorhaben in Form eines Ausstellungskonzepts zu verwirklichen.
Ausgangspunkt für meine Überlegungen war die Onlineplattform des Lentos Kunstmuseum Linz, welche einen großzügigen Bestand an künstlerischen Werken vorweist. Da das Genderverhältnis der Künstler*innen zu Gunsten des männlichen Geschlechts ausfällt, setzte ich den Schwerpunkt der Ausstellung bewusst auf eine Erkrankung von Männern. Wichtig war es mir bei meiner aktiven Werkrecherche die Themenausstellung möglichst international zu gestalten. Auch legte ich einen Fokus auf farbenreiche, abstrakte, neo-expressionistische Werke der 1970er- und 80er-Jahre, wie beispielsweise von Paul Meissner, Karel Apell aber auch Gudrun Kampl. Diese illustrieren in ihrer jeweiligen Konstellation je einen Teilaspekt einer Erkrankung, sowohl aus einer gesundheitlichen als auch aus einer seelischen Perspektive heraus.
Raumplan der Ausstellung
Hinsichtlich der Raumplanung und der Gestaltung des Lichts galt es ebenfalls die gewählte Thematik zu untermauern und so entschloss ich mich für einen Raum der Größe 16 x 10 m. Weiters zog ich eine Wand im ersten Drittel der Raumfläche ein, um eine Art „Eingangszimmer“ zu schaffen. Jenes gilt es entweder links oder rechts zu umgehen. In der Mitte der restlichen zwei Drittel der Fläche konzipierte ich ein Hexagon, welches dank seines flachen Daches, einen eigenen kleinen Raum bildet. Dabei weisen alle Wände der sogenannten Zelle eine ausreichende Höhe und Breite auf, um auch Menschen mit einer Gehbeeinträchtigung einen Zugang zu ermöglichen. Wie bereits angemerkt, teilt sich die Themenausstellung in fünf Teilaspekte der Krankheit auf: Körper, Gesundheit, Emotion, Innenleben und die Zelle – als Symbol für den Verstand des Virus als auch für den des Menschen selbst. Jeder Bereich, bzw. jede Wand, und jeder Werktitel soll zum Nachdenken einladen. Dabei soll die Reihenfolge der Begutachtung und Begehung des „Außen- und Innenraumes“ den Besucher*innen selbst überlassen werden.
Die Kunstwerke werden von zahlreichen Lichtquellen in Szene gesetzt. Der „Außenraum“ wird von bläulichem Licht erhellt, um die Ernsthaftigkeit der Thematik zu unterstreichen. Das Innere der Zelle hingegen wird in rötliches Licht getaucht und repräsentiert somit die körperliche Energie. Von gelblichem, freundlichem Licht werden – meiner Vorstellung nach – die Werke der letzten Wand, direkt vor dem Ausgang, beleuchtet.
Zu guter Letzt platzierte ich auf jenem Wandabschnitt ein großzügiges Whiteboard. Ich beabsichtige damit allen Besucher*innen die Möglichkeit zu geben, sich mittels einer positiven Message oder einem hinterlassenen Namen aktiv einzubringen. Nicht nur um Solidarität und Mitgefühlt auszudrücken sondern auch um einem möglicherweise erkrankten oder verstorbenen Menschen zu gedenken und den bereits angemerkten nötigen Diskurs, rund um die Krankheit Krebs, anzuregen. Sicherlich interessant für eine Weiterentwicklung des vorliegenden Konzepts wäre eine Zusammenarbeit mit der österreichischen Krebshilfe und die Einbindung von Kunstwerken betroffener Kunstschaffender.
Künstler*innen – und Werkliste:
(alle Werke sind hier inkl. Abbildung einsehbar)
Gemälde und Grafiken:
Kampl Gudrun, „Organkleid“, aus der Serie „Reisekleider“, 1998
Riedl Alois, Bank, 1973 (?)
Kolig Cornelius, Objekt, 1974/75
Stifter Wolfgang, Komposition mit roter Krebsschere, 1988
Prazak Cenek, Belebte Horizonte I, 1968
Persson Marga, Verschlossen (Markierung I), 1978
Bischoffshausen Hans, Schwarze Sonne, 1975
Prantl-Peyrer Uta, Komposition, 1970
Molles Andrew, Yellow Acolon (yellow acholon), 1970
Messensee Jürgen, Zwei Liegende, 1971
Bauer Ernst Arnold, Weg nach innen, 1970
Appel Karel, The Beast Within, 1992
Meissner Paul, Männlicher Akt, 1979
Kubovsky Peter, Männlicher Torso, 1998
Lichtskulptur:
Raynaud Patrick, Leuchtkopf, 1991
Skulpturen:
Soós Tamás, Melancholy, 1997
Raidel Anton, Durchbrochene Kugel, 1972
Jaindl Othmar, Der Gekeilte, 1966
Beck, Gerlinde, Komposition, 1964